Ein guter Hochzeitsfotograf ist flexibel wie ’n Schlüpfer-Gummi
Immer wieder kommt es in Gesprächen mit meinen Brautpaaren zu großen Augen. Nicht wegen der Preise, die sie vorher schon kennen 😉 Nein, bei der Erklärung, wie ich mir den Tag und den Ablauf vorstelle. Nichts ist schlimmer, als ein Fotograf, der nach Schema F wegknipst, nicht mitdenkt. Nichts ist für mich schlimmer, als das Gefühl zu haben, ich kann für mein Brautpaar nichts machen. Keine Erinnerungen festhalten, weil es eigentlich nichts zum Fotografieren gibt. Ja und? Was hat das mit der Überschrift und ’nem Schlüpfergummi zu tun? Keep on reading…
Work-Wedding-Fun-Family-Balance…
…könnte ich es nennen. Oder so ähnlich. Paare buchen bei mir ein Stundenkontingent. 6 Stunden, 8 Stunden, 10 oder mehr. Oft wissen wir alle nicht, wie der Tag schlussendlich verläuft. Passt das Wetter, welche Überraschungen kommen und und und. Also, was mache ich? Ich biete meinen Paaren an, dass wir zum Abend hin besprechen, ob wir das Ende verschieben. What? Naja, denkt Euch mal folgendes Szenario. Ab 17.30 Uhr sind alle „gewünschten“ Bilder im Kasten, um 18.30 Uhr gibt es das Essen und es wäre mein regulärer Schluss. Jetzt mache ich entweder noch eine Stunde Fotos von den Gästen beim Schnacken und Chillen oooooder ich biete meinem Brautpaar einen verfrühten Feierabend an. Ich gehe eine Stunde früher als gedacht und sie bekommen diese eine Stunde bei der Rechnung wieder abgezogen. Ich möchte nicht maximal viele Stunden verkaufen, ich möchte die richtigen Momente als Hochzeitsfotograf begleiten. Ich kaufe mir so auch Familienzeit zurück – eine Stunde früher Feierabend heißt meist auch eine Stunde eher zu Hause bei meinen Mädels 😉
Das Gummi kann aber auch in die andere Richtung schnipsen…
Man könnte jetzt annehmen: Willst du jetzt gar keine Hochzeiten mehr machen? Doch! Und wie. Es gibt auch viele Hochzeiten, da kommen wir an den Punkt, an dem mich mein Brautpaar bittet, noch länger zu bleiben. Länger als die gebuchten 6, 7 oder mehr Stunden. Gerne!! Ich bin für Euch da. Ein Tag – eine Hochzeit. Und wenn die Höhepunkte und Erinnerungen sich wohlig aneinanderreihen bleibe ich auch. Am Ende entscheidet immer meine Paar, wie lange ich da sein darf. Wo ihre Wünsche enden, wo die Prioritäten sind.
Als Hochzeitsfotograf…
bin und muss ich sehr flexibel sein. Ich muss meinem Paar das Gefühl geben, dass ich mitdenke und ich habe für mich selbst den Anspruch, nicht an die Kohle unter dem Strich zu denken, sondern an die Momente, die ich einfangen kann. Individuell verlängern oder auch mal verkürzen – flexibel wie ein Schlüpfergummi. Sag ich doch. Und das Kuriose daran: Selbst meine Hochzeitsplaner im Netzwerk kennen so eine Einstellung nicht. Kommt keiner meiner Kollegen auf die Idee? Oder habe nur ich den Anspruch „Onkel Karl nicht über Stunden von links mit einem Bier und von rechts mit einem Teller in der Hand zu fotografieren, um meine Stunden voll zu kriegen.“
Fassen wir zusammen:
- Ein Tag, eine Hochzeit. Ich stelle mich emotional nur auf ein Brautpaar ein
- Sollte es zum Ende hin ein „fotografisches Loch“ geben, verkürzen wir die Buchungsdauer und die Zeit wird bei der Rechnung abgezogen
- Möchte mein Brautpaar, dass ich länger bleibe als geplant – gerne! Null Problemo.
- Der Kramer ist flexibel wie ein Schlüpfergummi 😉