Was kostet ein Hochzeitsfotograf?

Was kostet ein Hochzeitsfotograf? Wieso gibt es dort so große Unterschiede? 

Immer wieder unterhalte ich mich mit Hochzeitspaaren. Und immer noch zu häufig werden (gerade auf Messen) große Augen gemacht, wenn ich nur meinen Startpreis nenne. Wenn ich diesen „Blick“ sehe, überlege ich immer gut, ob eine Erklärung Sinn macht oder ob dieser Preis einfach so im Raum stehen bleibt. Ich möchte schließlich niemanden nerven oder gar bekehren. Ich bin nicht der Typ, der sagt „friss oder stirb“. Es ist doch nur fair, wenn man wirklich interessierten Paaren in zwei, drei Sätzen erklärt, wie ein Preis zu Stande kommt.

Ja, wie kommt so ein Preis für den Hochzeitsfotografen eigentlich zu Stande? Natürlich legt jeder Hochzeitsfotograf einen anderen Stundenlohn zu Grunde. Rechnen wir doch in ein paar kurzen Schritten einfach mal rückwärts. Unser Beispiel – 5 Stunden für 1.000,00 €. Ohne Nebenkosten. Ohne Anfahrt.

  • Von den 1.000,00 € gehen schon einmal 19% MwSt. runter – bleiben 840,00 € übrig.
  • Von diesen 840,00 € ziehen wir mal positiv gerechnete 15% Nebenkosten ab (Büro, Technik, Versicherungen & Co.) – bleiben dann 714,00 €.
  • Jetzt möchte das Finanzamt auch einen Anteil am Hochzeitsfotografleben haben – rechnen wir mal nur mit 25% ESt. – Schwups, sind es noch 535,50 €.

Jetzt könnte man meinen „Krass. 5 Stunden und über 500 € – den Stundenlohn möchte ich auch!“ Mooooooment 😉 

  • Zu den 5 Stunden vor Ort kommen noch mindestens 2 Stunden Vorbereitung (z.B. persönliche Gespräche, Telefonate etc.)
  • Nach der Hochzeit lege ich meine Beine ja nicht hoch – sondern dann beginnt die Arbeit. Sichten, Bildoptimierung, digitale Entwicklung – macht bei einem 5 Stunden-Shooting sicher noch einmal 10 Stunden (wenn nicht sogar 15) oben drauf.
  • Macht zusammen 17 Stunden. Ohne Anreise. Ohne Abreise. Ohne Retusche. Ohne Alles. Nun liegen die Hochzeiten in den seltensten Fällen vor der Haustür. Aber das wollten wir ja rauslassen. Wir gehen heute im Rechenbeispiel zu Fuß, 5 Minuten. Um die Ecke!
  • Nicht zu vergessen – Hochzeiten sind ein saisonales Geschäft. Wenn es megagut läuft, könnte man zwischen April und Mitte Oktober rund 52 Freitage und Samstage belegt bekommen. Schafft man aber nicht, da die meisten Hochzeitsdaten doppelt und dreifach angefragt werden. Also hat man vielleicht 35 oder 40 Hochzeiten. Unter der Woche wird zwar auch geheiratet, dort liegt der Fokus der Fotodauer (meist) niedriger.

40 Hochzeiten mit einem „Plus“ von 535,00 €. Macht einen Betrag von 21.400,00 € ./. 12 Monate (auch ein Fotografenjahr hat 12) = 1.783,00 € pro Monat. Zugegeben – völlig in Ordnung als Netto-Lohn. Ohne Wenn und Aber. Nur bei dieser sehr positiven Rechnung bleibt es nicht. Anfahrten werden auf sich genommen – der Deal platzt. Die Nachbearbeitung dauert länger. Eine Hochzeit wird abgesagt (was auch passiert), der Fotografen (ein Mensch) wird krank und kann nur noch 37 Hochzeiten machen oder oder oder.

Jetzt überlegt Euch mal, warum nur Hobbyfotografen, die nebenbei ihrem Job nachgehen, diese 5 Stunden für 400, 500 oder 600 € anbieten können. Sie leben nicht davon. Es ist „nur“ Zubrot. Würde ich die gleiche Rechnung mit 500 € für die 5 Stunden angehen, lägen wir noch bei knapp über 15€/Stunde. Keine 100 oder mehr. Übrigens haben vielerorts angestellte Fotografen einen noch schlechteren Stundenlohn. Und hier reden wir von brutto.

Ich bin nie einem Paar böse, dass sich ein Budget gesetzt hat oder einfach nicht mehr ausgeben kann. Nicht jeder kann es. Ich finde es nur schade, wenn man immer noch in so ein Gespräch geht und denkt, dass man das Geld nur für die Anwesenheit vor Ort bezahlt und sich der Fotoheinz danach zu Hause ’nen Larry auf dem Sofa macht. Macht er bestimmt mal – aber nicht von Eurem Geld 😉

Wie in jeder Branche gibt es auch bei uns „Angebot & Nachfrage“. Gute Fotografen sind ihr Geld wert und kosten meist auch mehr. Aber schaut Euch die Erinnerungen an. Die Bilder! Es geht nicht nur um „technisch perfekt“. Es geht um Momente zwischendurch, der unauffällige Beobachter. Momente, die ihr als Brautpaar gar nicht mitbekommen habt und sie hinterher seht. Das schafft nicht „Onkel Klaus, der ja auch ’ne Kamera hat“ und das schafft auch nicht der „Kumpel, der nebenbei ein bisschen knipst und die Hochzeit für 200 € schwarz begleitet“.

Man heiratet nur einmal und hinterher ist das „Mimimi … ich habe keine schönen Fotos“ nicht mehr umkehrbar!

In diesem Sinne – keep on smiling.